Hauptsache, drin! Teil 2: Schluckstörungen
Dysphagie: Wenn das Schlucken zum echten Problem wird.
Was ist Dysphagie?
Dysphagie ist der medizinische Begriff für echte Schluckstörungen.
Über die Hälfte aller Pflegeheimbewohner sind von einer Dysphagie betroffen.
Solche Schluckstörungen sind jedoch keine natürliche Folge des Alterungsprozesses, sondern werden durch Krankheiten verursacht, wie Demenz, Morbus Parkinson, Myopathien, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Tumoren und andere.
Die Betroffenen haben ein höheres Risiko für sogenannte Aspirationspneumonien:
Teile der Nahrung oder der Medikation gelangen in die Luftröhre und können zu Entzündungen führen.
Um verstehen zu können, an welchen Stellen Störungen beim Schlucken auftreten können, sehen wir uns den Schluckvorgang am besten mal genauer an:
Am Schluckablauf sind ganze 26 Muskelpaare in Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre beteiligt. Dazu noch 5 Hirnnerven und 3 Zervikalnerven (das sind Nerven, die dem Rückenmark entspringen).
Ganz schön aufwändig, oder?
Der Schluckprozess kann in vier Phasen unterteilt werden:
Phase 1: Die orale Vorbereitungsphase
In dieser Phase wird die Nahrung im Mund vermischt, gekaut, mit Speichel versetzt und so für das Schlucken vorbereitet.
Phase 2: Die orale Transportphase
Diese Phase ist der Übergang zum Schluckreflex. Die Nahrung wird durch die Zunge wie durch einen Stempel nach hinten an den harten Gaumen gepresst. Dadurch wird der Schluckreflex ausgelöst.
Phase 3: Die pharyngeale Phase
Pharynx heißt „Rachen“. Die pharyngeale Phase beschreibt also den Weg der Nahrung durch den Rachen in die Speiseröhre.
Phase 4: Die ösophageale Phase oder Speiseröhrenphase
Die Nahrung wird jetzt relativ langsam mit etwa 2-4 cm/s in wellenförmigen Bewegungen Richtung Magen transportiert.
Geschafft!
Woran kann man eine Dysphagie erkennen?
Folgende Symptome können auf eine Dysphagie hindeuten:
- Häufiges Verschlucken
- Husten während der Mahlzeit
- Würgen während des Schluckens
- Eine „gurgelnde Stimme“ nach dem Schlucken
- Nach dem Schlucken bleiben Speisereste auf der Zunge
- Gewichtsverlust und Zeichen einer Unterernährung
- Dehydrierung trotz ausreichendem Flüssigkeitsangebot
- oder auch Infektionen der Atemwege
Wenn dir solche diese Symptome bei deinen Bewohnern/ Bewohnerinnen oder Angehörigen auffallen, solltest du mit der behandelnden Ärztin oder den Arzt über eine mögliche Dysphagie sprechen!
Wie kann ich meinen Bewohner*innen oder Angehörigen das Schlucken generell erleichtern?
- Achte auf eine aufrechte Haltung und eine entspannte Atmosphäre beim Essen und Trinken.
- Falls vorhanden, sollte der Zahnersatz richtig eingesetzt werden.
- Gespräche solltest du direkt während der Mahlzeit besser vermeiden.
- Weiche Speisen ohne „Stückchen“ sind günstiger.
- Getränke kannst du mit speziellen Pulverpräparaten andicken. Auch das schützt ganz gut vor dem Verschlucken.
- Vielleicht kannst du dich auch um eine individualisierte logopädische Schlucktherapie kümmern.
Was bedeutet eine Dysphagie für die Arzneimitteltherapie?
- Bitte achte darauf, dass die Betroffenen beim Schlucken von Medikamenten den Kopf NICHT nach hinten neigen! Der Kopf sollte eher in Richtung Brust geneigt werden. Diese Technik verhindert, dass die Flüssigkeit zu schnell in den Rachen fließt. Außerdem wird durch den gesenkten Kopf die Luftröhre beim Schlucken besser verschlossen.
- Verzichte auf Schnabelbecher. Im Vergleich zu Menschen mit einfachen Schluckproblemen sollten Menschen mit Dysphagie dieses Hilfsmittel nicht anwenden. Die Kontrolle, wie schnell und in welcher Menge die Flüssigkeit in den Mund einströmt, ist dadurch erschwert.
Du fragst dich jetzt vielleicht, warum wir das Zerkleinern von Medikamenten zum leichteren Schlucken gar nicht angesprochen haben?
Das erfährst du nächste Woche!

